Vier Tage in Paris
„Paris“ – Auch wenn man noch nicht da war, hat man sich bereits durch Erzählungen oder Bilder in Reisemagazinen oder den sozialen Medien ein eigenes Bild geschaffen: der funkelnde Eiffelturm, die von teuren Hotels und der prunkvollen Altstadt umzingelte Seine, den Louvre, teure Boutiquen und im Allgemeinen Paris als Modestadt. Der „Traum von Paris“ verleiht der Stadt einen goldenen Glanz und sorgt für ordentliches Prestige.
Wir, die Schülerinnen und Schüler des Französisch-Grundkurses 12 hatten bei unserer 4-tägigen Kursreise im Zuge des Semesterthemas „les problèmes de la société“ sowohl die Möglichkeit, den „Traum von Paris“ und die „Stadt der Liebe“ – so wie sie in zahlreichen Filmen und Bildern dargestellt wird – kennenzulernen, als auch einen Eindruck von allem zu bekommen, was sich hinter den Fassaden dieser romantisierten Stadt abspielt und genauer hinzuschauen.
Nach der Ankunft begann die Reise mit dem schönsten Symbol der Romantik: „La Tour Eiffel“.
Der Eiffelturm ist eines der Dinge in Frankreich, die Paris zur „Stadt der Liebe“ machen, und sobald wir in vollkommener Dunkelheit auf dieses beleuchtete Meisterwerk hochschauten, hat jeder von uns verstanden, wieso das so ist. Magisch, romantisch, kitschig, mit so vielen Adjektiven lässt sich dieser Moment beschreiben, und wir sprechen im Namen des Kurses, wenn wir sagen, dass der Anblick des Eiffelturms keinesfalls enttäuscht hat und der romantische Funken so übergesprungen ist, dass man sich glatt gewünscht hat, jemand würde neben dir auf die Knie fallen und dir einen Antrag machen.
Wir besuchten fast alle nennenswerten Sehenswürdigkeiten und wurden auch hier keineswegs enttäuscht. Ein Rundgang im Louvre, ein Besuch der Sacré-Cœur de Montmartre und das Schlendern über die Champs-Élysées machten die Reise zu genau dem, was wir uns erhofft hatten. Abgerundet wurde sie dann noch mit einer Bootsfahrt auf der Seine. Wir hatten das Glück, die perfekte Uhrzeit für dieses Erlebnis gewählt zu haben und fuhren dann um 19:30 Uhr, bei Sonnenuntergang am funkelnden Eiffelturm und an der Notre-Dame Kathedrale vorbei.
Der restliche Aufenthalt wurde ebenfalls mit Kunst, Kultur und Croissants verbracht. Wir schlenderten durch die Stadt, begutachteten die beeindruckende Architektur und machten genauso viele Schritte unter der Stadt im Metro-Netz, wie darüber. Für uns Schülerinnen und Schüler galt es aber auch zu erkennen, was sich hinter den romantisierten Kulissen der „ville de l’amour“ abspielt. Wie in jeder Großstadt, gab es auch Situationen und Anblicke, die einem lieber erspart geblieben wären. Aus dem Bahnhof hinaus in die Metro hinein, um das Hotel am Stadtrand zu erreichen, bekommt man direkt das 2. Gesicht der Stadt zu sehen. In den weiß gekachelten Gängen der Metro sieht man nicht mehr die perfekten Menschen der Oberwelt, nicht mehr die hübschen Cafés und die teuren Einkaufspassagen. Es riecht auf einmal komisch, Menschenmengen steigen in die lauten Züge und nichts ist wirklich so gewiss, wie es noch war als man an dem „Traum von Paris“ festhalten konnte. Was hier für die eine Person eher spannend ist, mag der anderen eher die Freude auf den Aufenthalt verderben.
Die großen Plakate an den Wänden der Metrostationen bewerben Modemarken, Kinofilme und Reiseziele, was geradezu widersprüchlich erscheint, wenn man daneben den nächsten Obdachlosen sieht, der nach Pfandflaschen in einem Mülleimer sucht. Denn Paris hat neben dem vorauseilenden Ruf ein riesiges Problem, das verdient mehr Aufmerksamkeit zu bekommen: soziale Ungleichheit und eine in Reich und Arm gespaltene Gesellschaft. Gerade weil Paris so einen hohen Standard, der durch Reichtum und Luxus ausgemacht wird, voranstellt, werden diejenigen zurückgelassen, die solch einen Standard eben nicht erfüllen können. So wird ganz schnell deutlich, dass mehr gegen eine Spaltung der Gesellschaft und für soziale Gleichheit getan werden muss.
Dies ist jedoch völlig normal in Großstädten, besonders wenn man mal einen Blick auf Berlin oder New York wirft, dennoch war es Paris nochmal etwas ganz anderes. Das liegt besonders daran, dass man sich vom „Traum von Paris“ schon ein Bild gemacht hat und die Stadt in Filmen und Büchern genau als solcher dargestellt wird. Wird man dann mit der Realität konfrontiert, kann dies im ersten Moment auch ein wenig erschreckend sein und die Vorstellung von der „Stadt der Liebe“ unglaubwürdig wirken lassen. Und dennoch konnte der Stadt so viel abgewonnen werden. Neben dem einmaligen Erlebnis nach der langen Zeit des Lernens einer neuen Sprache, sich endlich mal richtig in authentischen Situationen auszuprobieren, bietet Paris wunderschöne Seiten mit einem vielseitigen Kulturangebot. Auch für jeden, mit dem Wunsch nach einem kleinen Abenteuer, hält Paris etwas Ungewissheit bereit.
Wir können von unserer Seite aus nur sagen, dass die negativen Eindrücke jedes Mal von den Positiven überwogen wurden, und wir trotz schmerzender Füße und Schlafmangel eine unvergessliche Reise ermöglicht bekommen haben. Dafür möchten wir uns bei unseren Lehrerinnen Frau Giese und Frau Ortuño sowie der Schulleitung bedanken.
Jakob Emilio Freiwald, Laura Weers, TG-12